Geschichte und Entstehung der Kirche und Pfarre
St. Josef am Wolfersberg


Unsere Kirche

Der Ursprung der Siedlung Wolfersberg geht in die Notjahre des Ersten Weltkrieges zurück. 1914 entstand bereits am Bierhäuselberg eine kleine Siedlung, die noch zu Niederösterreich gehörte. Es fehlte an Brennholz und so wurden von den frierenden Wienern der  Wolfersberg  und Bierhäuselberg abgeholzt. Bedingt durch die Nahrungsmittelknappheit suchten viele Städter ein Stück Grund zu erwerben und so entstanden auf dem geredeten Waldgebiet viele Schrebergärten. Die Kuppe des Wolfersberges wurde später vom Wiener Volksbildungsverein als Sommerschule verwendet und trägt bis heute diesen Namen. Die Wohnungsnot veranlaßte einige Wiener, Siedlungshäuser zu bauen. Aus den ursprünglichen Schreberhütten entwickelte sich eine Siedlung. Das Gebiet gehörte zu den Pfarren Hütteldorf und Mariabrunn.
Die Zentralstelle der Siedlung war das Schutzhaus in der Anzbachgasse, das von den Siedlern in freiwilligen Arbeitsstunden erbaut wurde. Es diente ihnen zu Zusammenkünften, Festen und Besprechungen. Im Untergeschoß befand sich ein Lager- und Verkaufsraum für Pflanzen, Saatgut, Geräte und Baumaterialien, die durch den gemeinsamen Einkauf verbilligt an die Siedler abgegeben werden konnten. Es war eine dynamische Zeit des Aufbruchs. Den Geist dieses Anfangs einer Gemeinschaft spürt man noch heute im Grüßen auf der Straße und in den Geschäften. Nachdem im Laufe der Jahre die Siedler ihren Baurechtsvertrag erkämpft hatten und der Warenverkauf durch inzwischen erbaute Geschäfte erfolgte, verlor die Genossenschaft ihre Bedeutung und dadurch auch das Schutzhaus. Im Sommer 1932 faßten die Siedler den Beschluß, das Gebäude zu verkaufen.

Der Wunsch nach einer Gottesdienststätte
Da nun schon Jahr für Jahr die Zahl der Siedler zunahm und die beiden Pfarrkirchen Hütteldorf und Mariabrunn sehr entfernt lagen, tauchte der Gedanke auf, das Schutzhaus als Gottesdienststätte zu erwerben. Einer der Siedler, Herr Ignaz Binder, der sich auch später bei der Errichtung und dem Aufbau der Pfarre und Kirche große Verdienste erworben hat, machte das Ordinariat auf diese Gelegenheit aufmerksam. Erst nach Überwindung verschiedener Schwierigkeiten, dazu gehörten auch die politischen Ereignisse des Jahres 19 3 4, konnte das Ordinariat mit der Gemeinde Wien (mittlerweile Eigentümer des Schutzhauses) einen Pachtvertrag abschließen. Das Geld zur Umgestaltung erbrachte eine Sammlung in der Pfarre Hütteldorf und unter den Siedlern. Viele der Siedler stellten ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung und machten aus dem Schutzhaus eine bescheidene, aber würdige Gottesdienststätte. Prälat Josef Wagner weihte am 9. Dezember 1934, am Sonntag nach dem Fest Maria Empfängnis, den Notkirchenraum und feierte mit den Siedlern die erste heilige Messe am Wolfersberg. über allgemeinen Wunsch wurde die Notkirche dem hl. Josef geweiht. Unter den Anwesenden war auch Bürgermeister Richard Schmitz.



Das Innere der Notkirche
Die Einrichtung war bescheiden. Sie bestand aus einem Tisch mit eingelegtem Altarstein, einem Tabernakel, 6 Leuchtern und einem Altarbild des hl. Josef mit dem Jesuskinde, das ein Siedler gemalt hatte. Alles existiert noch heute. Auch die Klappstühle aus dem Schutzhaus sind teilweise noch in Verwendung. Ab dieser Zeit wurde jeden Sonntag die hl. Messe gefeiert. Kaplan Thomas Huber aus Hütteldorf fand sich dazu bereit. Ohne Hilfe der Mutterpfarren, besonders Hütteldorfs, wäre der Neubeginn nur schwer möglich gewesen.



P. Franciscus Sauer T.O.R. am Wolfersberg
Am Sonntag dem 5.Juli 1936 wurde durch Vermittlung von Msg. Dr. Hudal, Rektor des österreichisch-deutschen Kollegs "Anima" in Rom und auf Wunsch des Herrn Kardinals, Dr. Th. Innitzer, Pater Franz Sauer von den regulierten Tertiaren des Hl. Franziskus die ordentliche Seelsorge übergeben. In P.E Sauer übernahm eine außergewöhnliche Persönlichkeit die Leitung dieser kleinen Gemeinde. Am 21. Mai 1898 als ältester Sohn einer lange ansässigen Bauernfamilie im Schwarzwald/Fautenbach bei Achern geboren, mußte er nach dem frühen Tod seines Vaters schon in jungen Jahren den Hof übernehmen. Sein sehnlichster Wunsch war jedoch von Kindheit an, Priester zu werden. Jedoch erst nach langen Jahren und großen Schwierigkeiten (Modernisierung des Hofes, Kriegsjahre, Übergabe des Hofes an die jüngere Schwester), konnte er den Weg seiner Berufung gehen. Dieser führte ihn über Indien und Spanien nach Rom. Dort konnte er mit Hilfe der spanischen Provinz der reg. Tertiaren des hl. Franziskus sein Studium vollenden. Er kämpfte sich mit Hilfe der Gnade Gottes zum Ziel. Am 7. Juli 1935 wurde er in Rom zum Priester geweiht und durch die Vorsehung bestimmt, ein Jahr später mit 38 Jahren Seelsorger am Wolfersberg-Bierhäuselberg. Diesem einfachen und doch so außergewöhnlichen Mann gelang es trotz schier unüberwindlicher Hindernisse, das materielle und geistige Fundament er Pfarre St. Josef am Wolfersberg zu legen. Der nächste wesentliche schritt in der Weiterentwicklung war der Ankauf von Grundstück und Gebäude. Pater Sauer gelang dieser Schritt nur mit Hilfe seines Ordens, er ein großzügiges Darlehen gewährte. Die Tilgung der Schuld in monatlichen Raten und das Aufbringen des Lebensunterhaltes war aufreibend und verursachte viele schlaflose Nächte. Nach Abschluß des Kaufvertrages und Bezahlung einer Abfertigung an die neue Siedlergenossenschaft fand diese ihren Platz im aufgelassenen Feuerwehrdepot ein heutigen S.P.Ö.-Heim) am Sonnenweg.



Die Franziskanische Gemeinschaft
Im weiteren Verlauf bildete sich in der bescheidenen Notkirche eine kleine klösterliche Franziskusgemeinschaft (zwei Theologiestudenten aus Wien, Bruder Antonio Gaza aus Spanien, später noch P. Michael Tous und P. Mathias Horrach). Sie alle verließen durch die politische Unruhe und den beginnenden Zweiten Weltkrieg die Gemeinschaft und kehrten in ihre Heimat zurück. Auch wenn die klösterliche Gemeinschaft sich wieder lösen mußte, die Gemeinde wuchs von Tag zu Tag unter der Leitung ihres Seelsorgers R Franz Sauer.

Festlegung der Pfarrgrenzen
Anfang 1938 kam es zu Besprechungen mit den Nachbarpfarren und zu einer Grenzregelung des neuen Seelsorgegebietes. Diese wurde durch den Bischof bestätigt und ist bis auf kleine Änderungen noch heute dieselbe - ausgenommen die Ausgliederung des Gebietes, das seit Ende Juni 1982 zur Pfarre Kordon gehört.

Der erste Ausbau
Trotz des Tiefstandes in der Wirtschaftslage und der Arbeitslosigkeit gelang es mit Hilfe des Baumeisters Rudolf Hammer sen. und großem freiwilligen Arbeitseinsatz von Männern und Frauen, Kanzlei und Sakristei, darunter ein WC, die kleine Küche und das Stiegenhaus anzubauen. Wieder war eine Etappe geschafft; man konnte nun die Wohnung im Kellergeschoß von der Kirche aus über das Stiegenhaus erreichen. Der Zweite Weltkrieg machte alle Hoffnung auf den Bau einer neuen Kirche zunichte. Der bereits eingereichte Bauplan wurde brüsk abgelehnt und als nicht dringend von der damaligen Behörde zurückgeschickt.



Erhebung zur Pfarre
Die Gefahr einer Beschlagnahme des Gebäudes und Grundstückes konnte durch Einspruch des spanischen Konsulates und der Erhebung des Seelsorgegebietes mit 1. Oktober 1939 zur Pfarre durch Kardinal Th. Innitzer rechtzeitig abgewendet werden. Aus Wut und Enttäuschung wurden in einer der folgenden Nächte von den Kirchengegnern alle Fensterscheiben durch Steinwurf zertrümmert. Diese böswillige Tat öffnete jedoch vielen Siedlern die Augen für das zukünftige Geschehen. Somit war durch den Schutz der spanischen Botschaft (im Grundbuch ist die spanische Ordensprovinz als Eigentümerin eingetragen) und durch Erhebung zur Pfarre die Weiterführung der Seelsorgearbeit gesichert.



Trotzdem gab es in dieser verworrenen Zeit immer wieder Anfeindungen. Die einsetzende Not und Unsicherheit der Kriegsjahre stärkte jedoch bei Vielen das Glaubensleben. Die immer zahlreicher einsetzenden Bombenangriffe im Hinterland, die Furcht vor der Gestapo und die Unsicherheit der Lage schufen eine trostlose Situation. Auch unsere blieb von den Schrecken des Krieges nicht verschont. Eine Flakbatterie war wohl die Ursache eines Bombenangriffes am 26. Juli 1944. Volltreffer tötete 79 Menschen, meist Frauen und Kinder; 39 davon waren aus unserer Pfarre. Ganze Familien waren ausgerottet worden. Auf den umliegenden Friedhöfen gab es herzzerreißende Szenen.

Das Ende des Krieges
Als gegen Ende des Krieges die Kampfhandlungen um die Eroberung der Stadt einsetzten, gab es in der Siedlung schwere Schäden und zahlreiche Opfer an Menschenleben.
Die russischen Truppen stürmten von Purkersdorf kommend, in harten Kämpfen den Widerstand der SS-Truppen brechend, über die Siedlung hinweg. Tote Soldaten und Zivilisten lagen auf den Straßen und in den Häusern. Es gab auch aus Angst einige Selbstmorde. Der Wahnwitz des Krieges hatte unsere Pfarre voll getroffen. Mit einem Handwagen sammelten beherzte Männer die Toten und brachten sie auf den Hütteldorfer Friedhof. Ein Gedenkstein für die unbekannten Toten dieser schrecklichen Zeit steht noch heute am Friedhof. Es gab auch Beisetzungen in den eigenen Gärten. Die Lage war zum Verzweifeln. Hunger, Zerstörung, Tote und Unsicherheit allerorts. Soldaten plünderten, machten Jagd auf wehrlose Frauen, die sich oft tagelang auf Dachböden und in Kellern versteckten. Den Herz-Jesu-Schwestern in der Linzer Straße (große Wohltäterinnen unserer Pfarre) wurden die Türen eingeschlagen und das Kloster verwüstet. Die Schwestern wurden mit dem Tode bedroht, weil man in ihrem Garten SS-Uniformen fand. Unsere Notkirche blieb vor Zerstörung verschont.

Der Wiederaufbau
Langsam nur beruhigten sich die Menschen. Man begann den Schutt wegzuräumen und der Aufbau setzte zögernd ein. Allmählich normalisierten sich die Lebensmittelzufuhr, die Wasser- und Stromversorgung und auch die Verkehrsmittel. Man begann wieder, Pläne zu schmieden. Im Februar 1946 konnte die Pfarre in einem Siedlungshaus einen Kindergarten eröffnen. Unter der Leitung von Frau Gertrude Wöss und Fräulein Angela Brunner, mit Hilfe von Frau Thekla Schlägel und später der Mädchen Traude und Else Trübswasser und Gisela Chvosta, konnte der Kindergarten bis Herbst 1949 vielen Kindern das Überleben sichern. Die Spenden kamen von der Caritas und den Besatzungsmächten. Verbunden damit war eine Armenausspeisung an täglich ca. 80 Personen. Die Leitung dieser Ausspeisung lag in den Händen der Frauen Erika Wieder uns Paula Gröbner. Frau Paula Gröbner wurde nach der Schließung von Kindergarten und Ausspeisung Pfarrhaushälterin und somit unsere "Tante Paula". Für viele junge Menschen in der Pfarre der Inbegriff von Geborgenheit, Sicherheit und Mütterlichkeit. Die Kinder wurden von den Herz-Jesu-Schwestern in ihren Kindergarten aufgenommen.

Die 1. Pfaffjugendgruppe Wolfersberg 1940 - 1950
Während des Krieges hat Agathe Vanek mit einer Handvoll junger Leute begonnen. Die Glaubensstunden hielten neben dem Pfarrer Pater Franz Sauer die jeweiligen Kapläne. Grundlegend für die weitere Jugendarbeit war die Tätigkeit von Pater Paul Michalke. Er hat sich um die Begründung der Kinder- und Jugendseelsorge verdient gemacht. Diese wurde von Pater Karl Kühne und Kaplan Johann Nebenführ mit großem persönlichen Einsatz weitergeführt. Nach dem Krieg 1945 wurde die "Katholische Jugend" offiziell gegründet, mit eigenem Abzeichen "Kreuz und Krone", eigener Jugendfahne. Die Jugendführung unserer Pfarre übernahmen die Geschwister Agathe und Alois Vanek. Jetzt begann sich auch das religiöse Leben mit Glaubensstunden, Jugendmessen, Einkehrtagen reicher zu entfalten. Ein besonderer Einsatz der Pfarrjugend waren die Aufräumungsarbeiten ("Ziegelschupfen") am zerstörten Stephansdom. In diesen schlechten und armseligen Nachkriegsjahren, wo man nichts hatte und nichts zu kaufen bekam, war die Jugend ungemein aktiv und unternehmungsfreudig. Es gab Theater, Faschingsfeiern, Bunte Abende, Ausflüge, Radtouren, Volkstanzen und Schuhplatteln, Singen, Turnen und Ferienlager. Die Burschen hatten eine Musikkapelle. Die Jugendkasse ermöglichte uns jedes Jahr eine dreitägige Pfingstfahrt. Im Jahr 1949 spielten mir mit großem Erfolg das erste abendfüllende Theaterstück "Der Totentanz" von J. Lippl, unter der Leitung und Mitwirkung von Kaplan Johann Nebenführ. Rückblickend dürfen wir sagen, daß die Mädchen und Burschen in der Gemeinschaft, trotz der Not der Kriegs- und Nachkriegszeit schöne Jugenderlebnisse mit vielen bleibenden Erinnerungen hatten.



Erweiterung der Kirche
Durch den starken Zuwachs der Bevölkerung war die Notkirche viel zu klein geworden. Anlaß dieser immer stärker einsetzenden Bautätigkeit war einerseits die schöne, sonnige Lage, andererseits die günstige Verbindung zur Stadt. So begann am 12. Juni 1946 die Arbeit zur Erweiterung des Kirchenraumes. Die Beschaffung des Baumaterials war zu dieser Zeit das größte Problem. U.a. war man gezwungen, das Bauholz aus dem Pfarrwald von Enzersfeld zu beschaffen. Pfarrer Huber gab uns die Bewilligung zum Fällen. Im Sägewerk Marterbauer in Purkersdorf wurde es geschnitten. Aus den Wiener Ziegelwerken holte man mit Handschuhen die noch warmen Ziegel aus dem Ofen. Dem Beispiel des Pfarrers folgend, der bei dem Bau kräftig mithalf, und oft zum Vergnügen der anderen als Hilfsarbeiter angesprochen wurde, stellten viele Siedler und auch die Jugend ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Es war gute, kameradschaftliche, pfarrliche Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel. Manche von den damaligen Helfern leben noch heute unter uns - ihnen sei ein herzliches "Vergelts Gott" gesagt. Der Kirchenraum wurde vorgezogen, im Kellergeschoß die Wohnräume verlegt und der so entstandene Seelsorgeraum mit einem eigenen Eingang versehen. Am 6. Oktober 1946 konnte Herr Kardinal Erzbischof Dr. Theodor Innitzer diese erste, kleine, bescheidene Kirche der Pfarrgemeinde einweihen.



Die Seelsorgearbeit
Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre wurde die Seelsorgearbeit in Kirche, Pfarre und Schule nicht vernachlässigt. Infolge der Auflösung des Klosters St. Gabriel durch die politischen Behörden kamen SVD. Patres zur Unterstützung der Pfarrseelsorge. Es waren dies P. Paul Michalke und P. Karl Kühne. Durch die Nachkriegswirren bedingt wirkten auch zwei Weltpriester, Kaplan Franz Ledermüller und Kaplan Anton Mayer, in unserer Pfarre. Im Jänner 1948 kam Kaplan Johann Nebenführ und blieb bis Sommer 1949.



Der Neubau
In dieser Zeit faßte man ernstlich den Plan eines Neubaues, denn der Kirchenraum war schon wieder viel zu klein geworden. Nach langwierigen Verhandlungen, vor allem war es das Problem der Finanzierung, konnte im Juni 1948 mit dem neuen Kirchenbau begonnen werden. Doch bald nach Beginn kamen erneut Schwierigkeiten, mit denen keiner gerechnet hatte. Zuerst ging die Baufirma in Konkurs und dann wurde die Baubewilligung entzogen. Im August wurde der Bau wieder eingestellt. Durch das Restitutionsgesetz war die Pfarre gezwungen, Schadenersatz an den Siedlerbund zu leisten. Es wurde eine hohe Forderung gestellt, die erst aufgrund von Verhandlungen des Ordinariats auf den Betrag von S 20.000,- herabgesetzt wurde, für die damalige Zeit eine große Summe. Sie war für die kleine Pfarre zu groß und so war nochmals die spanische Ordensprovinz unsere Rettung. Innerhalb von 8 Tagen regelte der Orden unsere Angelegenheit. Er sollte noch lange und immer wieder unsere Hilfe sein. Gott möge es lohnen! Damit waren die Besitzverhältnisse endlich klargestellt und der Weiterbau bewilligt. Mittlerweile waren Monate vergangen und der Winter stand vor der Türe. Außerdem fehlte es an Bargeld und so konnte an einen Weiterbau nicht gedacht werden. Erst im Mai 1949 war alles geregelt: die Leitung hatte das erzbischöfliche Bauamt, Bauherr war P. Franz Sauer und Architekt Dr. Ladislaus Hruska entwarf die Pläne. Die Ausführung des Baues wurde der Firma Franz Jakob übertragen.



Im Sommer 1949 nahm die Pfarre Abschied von Kaplan J. Nebenführ. Die Pfarre hatte mittlerweile eine starke Jugendgruppe. Noch heute trifft sich ein Großteil der Jugend in unserer Pfarre unter dem Begriff "Jugendfreunde". Der Orden sandte nun zuerst Bruder Bonifaz Niederhaus und später P. Marius Seifert zur Hilfe. Währenddessen ging der Bau zügig voran. Der bestehende Altbau wurde umgebaut und bis zur Dachgleiche hochgezogen, der alte Dachstuhl abgetragen. Der Gottesdienst wurde in das Pfarrheim verlegt. Unglücklicherweise begann eine längere Regenperiode. Das Wasser drang durch die Decke, sodaß das Pfarrheim und die Wohnung überschwemmt wurden und ausgeschöpft werden mußten. Durch die Feuchtigkeit löste sich der Deckenverputz und fiel auf die Kirchenbänke, einmal sogar während des Gottesdienstes. Trotzdem war es eine Zeit der Hoffnung, der Freude und des Optimismus.

Das Kirchweihfest
Dann war es endlich soweit. Am 30. Oktober 1949, am Fest Christkönig, feierte die ganze Pfarrgemeinde ihr Kirchweihfest. Die neue Kirche, die unter so unsäglichen Mühen und Opfern erbaut worden war, konnte nun endlich von Kardinal Theodor Innitzer - Erzbischof von Wien - feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden. Nach der Weihe der Kirche am Vormittag erfolgte am Nachmittag die Weihe der drei Glocken. Die Firma Pfundtner hatte die Glocken gegossen und auch das Läutewerk eingebaut. Nur die große Opferbereitschaft dreier Frauen ermöglichte es, daß die Kirche am Wolfersberg auch ihre Stimme im Chor der Glocken der Nachbarpfarren zur Ehre Gottes erheben kann. Frau Mathilde Sunko, Fräulein Adele Griehs und Frau H. Gießriegel standen auch Pate, als Prälat Wagner die Glocken feierlich weihte.



Schwerpunkt Seelsorge
In all diesen Jahren verlegte sich der Schwerpunkt der Sorge um die Kirche aus Stein zur lebendigen Kirche des Menschen. Im Februar 1953 wurde R Marius schwer krank und verabschiedete sich von der Pfarre. Vor ihm ist auch Bruder Bonifaz nach Hause zurückgekehrt. Kurz darauf ist E Marius gestorben. Am 3. September 1952 war bereits Kaplan Günther Gradisch gekommen. Er, wie auch sein Nachfolger Dr. Emmerich Kovac, führten die von P. Michalke und P. Kühne begonnene Kinder- und Jugendarbeit zur zweiten, tragenden jungen Erwachsenengeneration der Pfarre. 1949 wurde die Volksschule am Mondweg feierlich von Bürgermeister Dr. Theodor Körner eröffnet. Jetzt erst war die Möglichkeit durch Religionsunterricht und Seelsorgestunden für eine fruchtbare Kinder- und Jugendarbeit gegeben. Nach dem kurzen seelsorglichen Wirken von Dr. Koloman Micskey und Dr. Eduard Kamenitzky begann am 2. September 1956 Kaplan Emmerich Kléner seine Kinder- und Jugendarbeit. Er war Flüchtlingspriester aus Ungarn und ein begnadeter, hervorragender Jugendseelsorger. Er übernahm das Erbe des von Herrn Heinrich Kanelutti gegründeten Wolfersberger Theaters. Er schrieb selbst einfache Stücke und spielte sie mit der begeisterten Jugend. Ihm gelang es, durch die Idee der katholischen Arbeiterjugend viele bis dahin fernstehende Jugendliche in die Pfarrgemeinschachaft einzugliedern. Er schuf der Wolfersberger Musikzug führte die Sonnwendfeier der Sudetendeutschen weiter, baute sie zum Johannesfeuer um und vertiefte alle Pfarrfeste.



Die Spiritualität der K.A.J. trug den Geist Christi in das Leben der Pfarrgemeinde. Hervorragendes wurde in den Ministrantengruppen geleistet. Beim Wettbewerb der Diözese waren unsere Ministranten die besten und durften beim Katholikentag 1958 im Stadion vor 90.000 Menschen dem Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, ministrieren. Die Leitung hatte damals der unvergeßliche "Bibi" (Johann Safrarunüller jun.). Sein durch Wohnungsnot bedingter Weggang riß eine tiefe Lücke in das damalige Pfarrleben. Kaplan Emmerich Klener, liebevoll Ötschi genannt, führte auch die Jugendbußgottesdienste ein und gründete 1960 den Musikzug Wolfersberg. Heute ist Pfarrer Klener in Kirchberg am Wechsel und noch immer mit vielen von uns verbunden.



Der erste, der nach dem Kriege 1961 kam, war R Salvador Cabot. Er studierte Anthropologie und engagierte sich voll im Gemeindeleben. Er organisierte die Stemsingeraktion neu und gab Richtlinien, die bis heute gelten.



Unter seiner Leitung wurde erstmals der Jugendkreuzweg zur Sommerschule gehalten und zu einer eindrucksvollen Feier gestaltet, die in Wien einzigartig bis heute dasteht. R Salvador wurde zurückberufen, wirkt heute in Mallorca ist für viele von uns zum Freund weit über die Grenzen geworden.
Im Jahre 1962 erfolgte der Neubau des Pfarrhauses.
Ende der 60er-Jahre kamen, nachdem R Salvador sein Studium beendet hatte, zwei weitere Patres zum Musikstudium. Es waren dies P. Franzisko Batle und Pater Antonio Gallego. P. Franzisko ging nach seinem Studium in seine Heimat zurück, blieb jedoch unserer Pfarre stets in Liebe verbunden. Durch seine liebenswürdige und menschliche Art hat er vielen Menschen geholfen und ihre Freundschaft gewonnen. Er wurde in den 80er-Jahren Provinzial und leitete die Übergabe unserer Pfarre an die indische Provinz ein.



Im Sommer 1977 begann P. Sauer unter Leitung von Baumeister Joarm Siegl den Zubau für ein Pfarrzentrum. Am 19. November 1977 e der fertiggestellte Festsaal samt den darunterliegenden Klubräuen von Bischofsvikar P J. Zeininger unter Assistenz der benachbarten Pfarrherren eingeweiht.
Sonntag, dem 21. Mai 1977, feierte die Pfarrgemeinde den 80. Geburtstag von Kons.Rat P. Franz Sauer. Zu seiner Ehre wurde der Festaal "P. E Sauer-Saal" benannt.
Noch zweier junger Männer aus dem Orden sei hier gedacht: Tomeu Pastor und Jesu Castillo. Anfang der 70er-Jahre waren beide bei uns seelsorglich tätig. Ihr Verdienst war es, eine Lücke aufzuzeigen. Noch hatte die Gemeinde keine geregelte Kinderseelsorge, keine Jungschar. Die Kinder dieser Gruppen waren es, die dann später Jungschar- und Jugendleiter wurden. 1974 übernahm, nach entsprechender Vorbereitung und Schulung, der langjährige Sakristan der Pfarre, Walter Janda, die Kinder- und Jugendseelsorge. Damit verbunden war auch der Religionsunterricht in der Schule. Im Herbst 1975 empfing W Janda in der Pfarre Penzing die Diakonatsweihe. Damit verbunden war auch das "Ja" seiner Frau Maria.



Beide fühlen sich in der Pfarre als "Mädchen für alles" und jeder, der die beiden kennt, weiß besser, als Worte es auszudrücken vermögen, wie wertvoll sie für die Pfarre sind. Mit dem Tode unseres geliebten und geschätzten Gründers und Pfarrers, Pater Franz Sauer, am 1. Juli 1981, Herz Jesu Freitag, wurde die Gemeinde zutiefst erschüttert. Tausende gaben ihm das Geleit auf dem Hütteldorfer Friedhof. Unvorstellbar war der Gedanke, daß er nicht mehr unter uns ist. Eine tiefgreifende Änderung erlebte die Gemeinde mit der Abberufung von Pater Antonio Gallego und der Übergabe der seelsorglichen Verantwortung an die indische Provinz. Zu viele menschliche und geistige Fäden verbanden uns mit der spanischen Provinz. So vieles hatten wir ihr zu verdanken. Wir wären wahrlich keine Menschen mit Herz und Gefühl, wenn uns dieser Abschied nicht getroffen hätte.



Mit viel Einfühlungsvermögen übernahm am 1. Dezember 1984, nachdem er sich bereits zwei Jahre am Wolfersberg eingewöhnen konnte, er Louis Kakkanat die Pfarre. Er spricht mehrere Sprachen und auch die deutsche Sprache wird ihm immer geläufiger. Ende 1983 kam Pater Cosmas Karipatt in die Pfarre und wurde am 1. Dezember 1984 Kaplan. Seit Oktober 1985 ist er Krankenhausseelsorger im Psychiatrischen Krankenhaus am Steinhof. Er ist ein begnadeter Priester mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen für Kranke und Behinderte. Mit der Pfarre verbindet ihn ein Gebetskreis, der für uns schon oft zum Heil und Segen wurde. Im Jahre 1986 wurde die erste Generalsanierung der Kirche und des Pfarrheimes in Angriff genommen und zum größten Teil vollendet. Bei der Einholung der Kostenvoranschläge, der Zeichnung von Plänen und der aktiven Mitarbeit war Gerhard Trübswasser unermüdlich und erfolgreich. Die Pfarrgemeinde dankt ihm und seinen Helfern herzlich dafür.



 

Gott segne und beschütze auf die Fürsprache des heiligen Josef und des heiligen Franziskus
unsere jubelnde Pfarrgemeinde am Wolfersberg.

Mathilde Sunko, Walter Janda, Agathe Springer