Schriftzug des MZW, welcher für das Fast-50-Jahr-Fest 2004 kreiert wurde.

Die Trompete

Ihre Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart


Fanfarentrompete aus dem Mittelalter
Fanfarentrompete aus dem Mittelalter
Fanfarentrompete aus dem Mittelalter
Fanfarentrompete aus dem Mittelalter


I. Allgemeine Beschreibung der Trompete

1. Definition

Die Trompete ist ein Blasinstrument, dass durch die Lippen-Schwingungen des Spielers zum Klingen gebracht wird und besteht neben einem mehr oder weniger entwickelten Mundstück, aus einem relativ eng mensurierten konischen oder zylindrischen Rohr, das nicht zirkulär gebogen ist und in einem ausladenden Schalltrichter mündet.

Dabei muss man sagen, dass sich kein Musikinstrument im Laufe der Geschichte so stark gewandelt hat wie die Trompete.

Die römische Tuba, die barocke Naturtrompete, die moderne B-Trompete und die kleine Hoch B-Trompete sind Entwicklungen desselben Instruments, unterscheiden sich zunächst einmal wesentlich durch ihre Länge (65-224 cm) und ihren Rohrdurchmesser (11-28mm).
Nach der alten Definition soll die Trompete in ihrer Gesamtlänge etwa zwei Drittel zylindrisch und ein Drittel konisch sein. Für moderne Instrumente trifft diese Definition aber nicht mehr zu. Sowohl die B- als auch die Hoch- B- Trompete ist zu 80 % konisch, zylindrische Stellen gibt es lediglich am Stimmzug, an den Ventilzügen und in der Maschine. Gemeinsame Merkmale der römischen Tuba, der Naturtrompete der Barockzeit, der B-und Hoch-B- Trompete aber sind das Mundstück.

Vier Trompeteninstrumente in ihrer wirklichen Erscheinungsform

2. Der Klangcharakter der Trompete

Was die Trompete von allen anderen Instrumenten unterscheidet ist die Pracht ihres Klanges. Sie diente schon in frühester Zeit als Signalinstrument. Es kamen auch militärische und später religiöse Funktionen hinzu. Im alten Testament war die Trompete den Priestern vorbehalten. Man identifizierte den Trompetenklang mit der Stimme der Engel oder der Stimme Gottes – die Trompete diente als heiliges Instrument Gottes.
In der Romantik verschwand die Verbindung zum Fürstenstand, aber es blieb die Klangpracht. Die Trompete muss nicht länger laut und prächtig sein, sonder kann auch leise und zärtlich gespielt werden. Die Doppelnatur des Trompetenklangs geht auf die Anfänge des Barocks zurück.
Bevor ich zur genauen geschichtlichen Entwicklung der Trompete komme, wende ich mich der Beschreibung des Instrumentes und der darauf spielbaren Töne zu.


3. Die Naturtrompete

Sie war während der ganzen Barockzeit und bis zu Mitte des 19. Jahrhunderts im Gebrauch. Sie hat eine ebenso einfache Form wie die heutige Fanfarentrompete, die von ihr abstammt. Die Hauptbestandteile waren zwei Rohre und das Schallstück sowie zwei Bogen zwischen diesen geraden Teilen. Das Mundstück wurde durch fünf Zwingen und das Ende des Schallstücks mit einem Kranz verstärkt. Auf den Kranz brachte der Instrumentenmacher seinen Namen und Wohnort, manchmal auch sein Meisterzeichen und die Jahreszahl an. In der Mitte des Schallstücks befand sich ein Knauf, der nur einen rein ornamentalen Charakter besaß. Man sieht diesen Knauf heute noch auf mittelalterlichen und einigen orientalischen Trompeten. Die einzelnen Teile der alten Instrumente waren meist nicht verlötet, sondern nur ineinander geschoben und mit Kolophonium oder Bienenwachs abgedichtet. An den Innenseiten der Bogen waren zwei Ösen angebracht, an die eine Kordel befestigt wurde, um die Trompete über der Schulter zu tragen. Man benützte das zweite Rohr zur Befestigung von Fahnen, die das Wappen des Fürsten, des Bischofs und der Stadt zeigten.

Fanfarentrompete und Mundstück im Detail

1. Bogen, 2. Zwinge, 3. Schallstück,
4. Knauf, 5. Schalltrichter oder –becher,
6. Kranz, 7. Mundstück, 8. 1.u.2. Rohr,
9. Öse, 10. Drahtbefestigung, 11. Rand,
12. Kessel 13. Bohrung,
14. Diese scharfe Kante zwischen Kessel und Bohrung ist bezeichnend für das Barockmundstück,
15. Schaft


4. Die Naturtonreihe

Durch verschiedene Lippenspannungen bringt der Bläser der Naturtrompete eine von der Natur festgelegten Reihe von Tönen, die so genannte Naturtonreihe hervor. Je nach Länge des Rohres konnte die Zahl der Naturtöne erweitert werden, dadurch entstanden Instrumente mit mehr als zwei Metern.


5. Die Ventiltrompete

Nach der Erfindung des Ventils um 1815 wurde es möglich chromatisch zu spielen. Die Ventiltrompete setzte sich in der klassischen Musik immer mehr durch, während die barocke Naturtrompete zum reinen Signalinstrument, zur heutigen Fanfarentrompete wurde.
Die Ventile bewirken Verlängerungen der Luftsäule und folglich die automatische Transponierung der Naturtonreihe jeweils um einen halben Ton nach unten. Das 2. Ventil lässt die Reihe um einen halben Ton tiefer erklingen, das 1. Ventil um einen Ganzton und das 3. Ventil um eineinhalb Töne tiefer. Alle weiteren Griffkombinationen bis 1-2-3 sind möglich (das wären 3 Ganztöne tiefer).
Die ersten im Orchester gebräuchlichen Ventiltrompeten waren in F gestimmt.
In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts setzte sich die B-Trompete mehr und mehr durch (Einfluss des Kornetts in B). Auch die C-Trompete fand weiter Verwendung. Diese Instrumente waren aber nur halb so lang wie die Naturtrompeten der Barockzeit. Um die Naturtonreihe für diese kurzen Instrumente nicht immer weiter nach oben transponieren zu müssen, wurde sie in der Notierung einfach um eine Oktave nach unten versetzt.
Zwei Typen von Ventiltrompeten sind heute in Gebrauch. Sie unterscheiden sich durch die Art der "Maschine", wie der ganze Ventilmechanismus genannt wird.
Die eine Art heißt Dreh- oder Zylinder-Maschine und soll 1832 von Josef Riedl erfunden worden sein. Die andere Art ist die Périnet-Maschine, benannt nach ihrem Erfinder François Périnet, der sie 1839 entwickelte.
Früher, als Trompeten mit Périnet-Ventilen noch nicht sehr verbreitet waren, nannte man sie "Jazz-Trompete" – eine nicht sehr treffende Bezeichnung, sind sie doch wesentlich älter als der Jazz.
Mit den Ventilen kamen hinzu: die Ventilzüge, der Stimmzug, die um 1850 erfundene Wasserklappe und manchmal ein Fingerhaken für den kleinen Finger der rechten Hand.


Ventiltrompeten
Ventiltrompete

  1. Mundstück
  2. Mundrohr
  3. 1.Zug (Ganztonzug)
  4. Daumenhaken
  5. 2. Zug (Halbtonzug)
  6. Ventilbüchsen
  7. Fingerring
  8. 3.Zug (Eineinhalbtonzug)
  9. Fingerhaken
  10. Schallstück
  11. Stimmzug
  12. Wasserklappe
  13. Schalltrichter, Schallbecher oder Stürze

Mundstück für die Ventiltrompete
Mundstück

  1. Rand
  2. Kessel
  3. Diese weiche Schulter zwischen Kessel u. Bohrung ist für das moderne Mundstück charakteristisch
  4. Seele (die engste Stelle in der Bohrung)
  5. Schaftbohrung
  6. Schaft

 


II. Die Geschichte der Trompete

1. Die Frühgeschichte

Die frühesten Trompeten hatten kein Mundstück und keinen Schaltrichter. Man blies nicht einmal hinein. Es handelte sich dabei um Megaphone, deren Zweck in der Verzerrung der Menschenstimme bestand. Solche Megaphontrompeten sollten böse Geister bannen und erklangen bei religiösen und magischen Riten.
Sie wurden nur von Männern geblasen und dementsprechend mit dem männlichen Geschlecht identifiziert, im Gegensatz zu gewissen Trommelformen, die als weiblich galten. So eine Trompete ist z.B. das australische Didjeridu.

Marschierende Truppen aus Theben, mit Trompeter voran
Die ägyptische Trompete war Kriegs- und Kultgerät und wurde um 1415 v. Chr. von Soldaten geblasen. Der Erfinder der Trompete soll der Gott Osiris gewesen sein. Man verglich den Klang der ägyptischen Trompeten mit Eselsgeschrei.

Die Trompeten der Israeliten waren ausschließlich in Priesterhand und bei den Griechen scheint sie ein rein militärisches Instrument gewesen zu sein genauso wie bei den Etruskern.

Die prähistorische bzw. antike Trompete diente lediglich als Signalinstrument und keineswegs zum Erzeugen von Musik in unserem heutigen Sinn.
Der Klang dieser Instrumente wurde meist als schreckenerregend beschrieben.


2. Die Trompete im Mittelalter

Während des Mittelalters und der Renaissance wurde die Trompete einerseits als äußerst wichtiges Signalinstrument im Krieg verwendet.
Andererseits gab es im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts auch fahrende Trompeter im höfischen und städtischen Dienst und später dann fest angestellte Hoftrompeter.
Im Mittelalter galten Musiker, Schauspieler und ähnliche Künstler als "ehrlos", weil sie keinen festen Wohnsitz hatten. Die Kirche verweigerte ihnen z.B. die Sakramente. Gelang es einem Musiker in den Dienst eines Fürstenhofs oder einer Stadt zu treten, so konnte er "ehrlich" werden.
Die Trompeter nahmen unter den Musikergruppen eine Sonderstellung ein, bliesen zum Turnier und zu anderen Ritterspielen, zur Tafel, bei Hoffesten und im Laufe des 16. Jahrhunderts auch in der Kirche.
Die reichen Handelsstädte stellten Trompeter als sogenannte "Türmer" ein, die Wachfunktionen hatten, aber auch für den Alltag der Stadt wichtig waren, weil sie den Tag und die Nacht "anbliesen", mit der Weiterentwicklung der Trompete wurden dafür von ihnen nicht nur Signale, sondern vier oder fünf "rechte Sätze" in "recht ordentlicher Länge" verlangt.
Mit dem Sesshaftwerden der Musiker entstand ein richiger Lehrberuf für den städtischen Trompeter, die Lehrzeit betrug je nach Gegend zwischen zwei und fünf Jahren. Der Lehrling musste auch noch verschiedene andere Instrumente lernen. Um den Beruf vor Scharlatenen zu schützen, wurden wie in anderen Lehrberufen Zünfte gegründet. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts spricht man von "musikalischen" und "nichtmusikalischen" Trompetern, was den Grad der Ausbildung zum Ausdruck brachte. "Nichtmusikalische" Trompetenspieler wurden zum reinen Signaldienst eingesetzt, "musikalische" Trompeter spielten immer mehr auch "Kunstmusik" und in Ensembles, teilweise in reiner Trompetenbesetzung (einchörig und doppelchörig) aber auch in gemischten Besetzungen mit anderen Instrumenten.

An den Fürstenhöfen war die Anzahl der Trompeter auch ein Ausdruck des Reichtums und des Ansehens. Am Hof Kaiser Maximilians des I. gab es um 1500 13 Trompeter und zwei Pauker, am englischen Hof waren es 1610 sogar 26.
Wenn sich ein Trompeter für den Hofdienst verpflichtete, musste er schwören, im Kriegsfalle als Feldtrompeter mit seinem Fürsten ins Feld zu ziehen. Mit seinen Signalen dirigierte er das Kampfgeschehen. Immer schon gehörte die Trompete zur Kavallerie, die Trommel (und die Militärpfeife, eine Flöte) zur Infanterie.


3. Neue Entwicklungen im Spätmittelalter: Zwei neue Trompetenarten

Zwei Neuerungen im Blasinstrumentenbau revolutionierten das Bild der Trompete.
Durch das um 1400 technisch möglich gewordene Biegen konnten Trompeten in S-Form oder in der heute noch bekannten Bügelform hergestellt werden. Dadurch konnte die Länge des Instruments, die inzwischen zwei Meter erreicht hatte, auf etwa ein Drittel der eigentlichen Rohrlänge reduziert werden. Aus einem unhandlichen langen Instrument wurde die bügelförmige Trompete, die bequem auf Feldzügen oder bei repräsentativen Anlässen mitgeführt werden konnte, ohne dass man die bei langen Instrumenten immer bestehende Gefahr einer Beschädigung befürchten musste.
Die bügelförmige Trompete hat sich von etwa 1500 an allgemein durchgesetzt. Sie war die übliche Form der Barocktrompete und ist heute noch als Fanfarentrompete anzutreffen.

Etwa gleichzeitig mit der Entdeckung des Rohrbiegens kam eine weitere neue Trompetenart auf: die Zugtrompete. Der Zug war zunächst kein U - Zug wie bei der heutigen Posaune, sondern bestand aus einer Verlängerung des Mundstücks innerhalb der ganzen Länge des ersten Rohres der Trompete. Nicht der Zug, sondern das ganze Instrument wurde ein- und ausgezogen.

4 Engel mit Instrumente
Hans Memling, Drei Engel mit Zugtrompeten
Aus den Orgelflügeltüren von Najera, um 1490

4. Das goldene Zeitalter der Naturtrompete (1600-1750)

In diesem Zeitraum war die militärische Funktion der Trompete nicht zuletzt wegen des grausamen Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieges genau so wichtig wie früher. Obwohl die meisten Musikstücke nach wie vor improvisiert wurden, sind aus dieser Zeit viele Kompositionen in schriftlicher Form erhalten.
Allerdings hält die Trompete auch Einzug in die Kunstmusik. Dafür mussten die barocken Trompeter zwei neue Blastechniken entwickeln. Sie mussten leise blasen und die unreinen Naturtöne zum Stimmen bringen können, wenn sie z.B. in einem Orchester mit Streichern mitspielen wollten. Interessant ist, dass das "Aufblasen der Backen" verboten wurde und statt dessen der noch heute übliche Ansatz üblich wurde, nämlich einen stärkeren Luftstoß durch Zusammenpressen der Lippen zu erzeugen.
Die Reinheit der Töne ist noch heute schwer zu erreichen. Es bedarf Übung, mit der Lippenspannung Töne hinauf- oder hinunter zu drücken, was ein gutes Gehör voraussetzt, weil man die feinen Tonhöhenunterschiede beinahe instinktiv erfassen muss.
In der Renaissance und Barockzeit war das höchste Anliegen eines Instrumentalisten, die menschliche Stimme nachzuahmen. Deswegen wurden die Blasinstrumente den Streichinstrumenten vorgezogen, weil sie durch den Atemstrom der Singstimme näher kamen.
Eine besondere Kunst bestand in der sogenannten "Clarinlage" zu spielen, die mit der Sopranstimme in einem Chor vergleichbar ist. Bei einer Besetzung mit fünf Trompeten war bei fünf Stimmen nur die zweite vorgegeben, die dritte Stimme imitierte die zweite eine Stufe tiefer in der Naturtonreihe, bei der vierten und fünften war jeweils nur einen Ton als Fundament auszuhalten. Der "Clarinist" spielte darüber in der höchsten Lage der Naturtonreihe eine Melodie.
Cesare Bendinelli (um 1542 – 1617) schrieb die bis dahin nur improvisierte Trompetenmusik zum ersten Mal in einer Trompetenschule nieder. Er stammte aus Verona, diente aber auch in Wien und dann bis zu seinem Tod in München. Von ihm stammt die erste überlieferte Clarinstimme aus einer Sonate, die er zur Hochzeit von Herzog Ludwig, Landgraf von Leuchtenberg im Jahr 1584 komponiert hatte.


5. Die Krisenzeit der Trompete (1750-1815)

Die Periode zwischen 1750 und 1815 war für die Trompete eine Zeit der Krise. Auf der einen Seite wurde die Kunst des Clarinblasens perfektioniert, und die Hoftrompeterkorps boten die prachtvollste Musik dar. Auf der anderen Seite jedoch hatte sich – infolge eines neuen bürgerlichen Gesellschaftsideals – der Kompositionsstil gewandelt.
Die Trompete repräsentierte die alte Hofkultur und wirkte altmodisch.

Das Clarinblasen erreichte um 1760, vor allem in Deutschland und Österreich seinen Höhepunkt. Nach der Tonhöhe kann man die Trompetenkonzerte dieser Zeit in drei Gruppen einteilen.
In der ersten Gruppe steigt die Trompete bis zum 16. oder 18. Naturton.
Wichtige Konzerte dieser Gruppe stammen z. B. von Bach und Mozart.
Eine zweite Gruppe von Konzerten, in denen die Trompete noch höher liegt, wurde vermutlich eigens für den Hof in Fulda komponiert.
Die höchsten Töne spielte man im österreichischen Raum. Das 1.Trompetnkonzert D- Dur von Michael Haydn, ist ein gutes Beispiel dafür. Im ersten Satz von Michael Haydns 1.Trompetenkonzert D- Dur wird einmal die Weltrekordhöhe, mit einem klingenden a``` erreicht.

Aber in den neuen Kompositionen des so genannten klassischen Stils (Joseph Haydn, Mozart und Beethoven) hatte die Trompete eine ganz andere Funktion. Aus der einst heroischen Trompete, die melodisch den Ton angegeben hatte, wurde ein Tuttiinstrument.
Die Streicher konnten die neue Musik, die stärker als bisher Empfindungen ausdrücken wollte, besser umsetzen.
Die Trompete musste sich der neuen Vielfalt der Tonarten anpassen.


6. Die moderne Epoche der Trompete (von 1815 bis heute)

Auf der Suche nach einer Möglichkeit auf der Trompete nicht nur Naturtöne, sondern auch chromatische Töne erzeugen zu können, kam man nach vielen Experimenten zur Ventiltrompete.
Einer der Vorläufer war die Stopftrompete, bei der der Schalltrichter gebogen wurde, um ihn mit der Hand erreichen zu können. Das Stopfen wurde mit drei Fingern der rechten Hand ausgeführt. Damit war es möglich die Tonhöhe zu variieren.
Die Erfindung des Ventils ermöglichte aber zum ersten Mal das Instrument voll chromatisch und ohne Tonlücken zu spielen
Die Rohrlänge wurde bei der Ventiltrompete verlängert, durch den mechanischen Vorgang des Ventilstellens. Bei dieser Erfindung gibt es im Hauptrohr eine oder mehrere Einrichtungen, genannt Ventile, die die Luft entweder unbehindert durch das Hauptrohr fließen lassen oder in kurze Nebenrohre bzw. Ventilzüge ableiten – wie die Weichen der Bahngleise – und dann ins Hauptrohr zurückführen.
Je nach der Länge der Ventilzüge wird die Tonhöhe um einen halben Ton, einen Ganzton oder eineinhalb Töne gesenkt. Alle drei Ventile können einzeln oder in verschiedenen Verbindungen betätigt werden.
Neben der bisherigen Spieltechnik war es neben der Blastechnik nun auch wichtig, eine gute Fingerfertigkeit zu erlangen.
Die Ventiltechnik wurde in den folgenden Jahren verfeinert und es wurden verschiedene Arten erfunden, die sich nur zum Teil durchsetzen konnten. Das heute noch gebräuchliche Drehventil wurde wahrscheinlich 1832 von Joseph Riedl in Wien erfunden und die andere heute beliebte Ventilart, das sogenannte Périnet-Ventil, 1839 von Francois Périnet in Paris.
Am Anfang wurde das neue Ventilinstrument abgelehnt, aber dann doch allmählich in das Konzert- und Opernorchester aufgenommen. Aber auch dann schrieben viele Komponisten noch für die Naturtrompete, und die Bläser, die sich für die Ventiltrompete entschieden hatten, zogen es vor, solche und ältere Werke weiterhin auf der Natur- und nicht auf der Ventiltrompete zu spielen.
Obwohl die neue Technik eine wesentliche Verbesserung darstellte, war damit keine Bedeutungssteigerung der Trompete als Soloinstrument verbunden, im Gegenteil, das 19. Jahrhundert war eine Epoche, in der sie hauptsächlich als Orchesterinstrument verwendet wurde.

Die führenden Komponisten schrieben ihre berühmten Konzerte für Streichinstrumente und für das Klavier, nicht für die Blasinstrumente.
Richard Wagner verwendete 1842 erstmals Ventiltrompeten in der Besetzung für seine Oper "Rienzi". Sie enthält Stimmen für zwei Ventil – und zwei Naturtrompeten im Orchestergraben sowie für sechs Ventil – und sechs Naturtrompeten auf der Bühne.
Die wichtigsten Komponisten der Periode 1850-1890 für die Trompete waren Richard Wagner, Anton Bruckner und Giuseppe Verdi.
Das Kornett, das sich aus dem Posthorn entwickelt hatte, machte der Trompete in dieser Zeit Konkurrenz, es war meistens in B gestimmt und hatte einen weicheren Ton. Die heute verwendete B-Trompete ist eine Trompete in der Kornettlage.
Im 20. Jahrhundert haben Richard Strauss, Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern die Trompete wieder orchesterreif gemacht.



III. Die Trompete in der heutigen Zeit

Die Trompete wird heute in den verschiedensten Musikrichtungen und –stilen verwendet.
Sie ist Solo- und Orchesterinstrument. Sie wird in volksmusikalischen Blasorchestern, in sogenannten "Big Bands", in Sinfonieorchestern und von Jazzmusikern verwendet.


1. Die Wiederentdeckung der Naturtrompete: die sogenannte Bach-Trompete

In unserem Jahrhundert wurden aber auch verschiedene Versuche unternommen, wieder die Naturtrompete zu blasen.
Ein Berliner Trompeter widmete sich einige Jahre dem Studium der für die Wiedergabe von Bachschen Partien erforderlichen Höhe und entwickelte dabei ein gerades Ventilinstrument in A, eine Quinte höher als die barocke Naturtrompete. Diese zweiventilige Trompete verwendete er bei einem Bach-Fest. Der Erfolg war so groß, dass er nach England eingeladen wurde, um die "h-Moll-Messe" zum ersten Mal in diesem Land mit den Trompetenpartien in der richtigen Lage aufzuführen. Das Sonderinstrument bekam den unzutreffenden Namen "Bach-Trompete". In Deutschland hielt sich der Begriff am hartnäckigsten, obwohl das Instrument erstens mit der Trompete zu Bachs Zeit überhaupt nichts zu tun hatte und zweitens in dieser Form gar nicht mehr verwendet wird. Musikliebhaber und –kritiker sollten sich eigentlich der Terminologie der heutigen Berufsmusiker bedienen, bei den gegenwärtig gebräuchlichen hohen Trompeten also entweder schlicht von "hoher" oder "kleiner Trompete" sprechen oder sie nach der Tonart benennen, wie etwa "Hoch-B-Trompete"


2. Die Verwendung kleiner Trompeten

Der heutige Orchestertrompeter kommt nicht mehr allein mit der B-Trompete aus wie viele Bläser vor dem Zweiten Weltkrieg. Er verwendet daneben die kleinen und hohen Trompeten, die in D, Es und F gestimmt sind. Die F-Trompete wird häufig für die Bachwerke, vor allem das 2. Brandenburgische Konzert verwendet.


3. Kleine Stilistik und Technik der heutigen Trompete

Die heutige Orchesterschule wurde von den wichtigsten Werken des 19. und 20. Jahrhunderts beeinflusst, was sich hauptsächlich in der Anblastechnik niedergeschlagen hat.
Die Trompete ist das anstrengendste Instrument überhaupt. Die hohen Töne werden nicht nur mit erhöhter Lippenspannung, sondern vor allem mit einem erhöhten, vom Zwerchfell her gesteuerten und in der Mundhöhle durch die Zunge geformten Luftdruck erzeugt. Am stärksten ist dieser Druck im Brustraum.
1961 führten 3 Ärzte, von denen 2 aktive Blechbläser sind, eine Reihe von röntgenkinematographischen Versuchen bei Bläsern durch, um der Frage nach der Anstrengung beim Blasen auf den Grund zu gehen. Sie wiesen nach, dass der für das Trompetenblasen erforderliche Luftdruck weit höher ist als bei anderen Instrumenten, wie z.B. Posaune oder Tuba. Während dieser Druck bei hohen Trompetentönen bis auf 1,5 atü steigen kann – ein Wert, der dem Luftdruck in einem VW-Reifen entspricht –, erreicht er bei den tiefen Blechblasinstrumenten mit größerem Mundstückkessel kaum noch ein Drittel dieses Wertes. Die Ärzte fanden dabei heraus, dass eine solche Tätigkeit, die die Lungen derart fördert, ausgesprochen gesund sei.
Der bzw. die TrompeterIn benötigt beides: physische Kraft, aber auch Musikalität.

Johanna Matejka, 2004

 

Verwendete Literatur: Edward Tarr: Die Trompete, Verlag Schott, 1977
Heinz Bahnert, Th. Herzberg, Herbert Schramm: Metallblasinstrumente, 1958
Internet: http://home.t-online.de/home/andreas_schlueter/down/trompetengeschichte.htm